Design & Art

Japanische Keramik – Reise in Westjapan

Heute wollen wir uns den verschiedenen Porzellan-Stilen und Keramikarten aus Westjapan, also die Regionen zwischen Nagoya und Okinawa widmen. Je nach Region gibt es unterschiedliche traditionelle Muster, Farben und Glasuren. Wir nehmen euch daher mit auf eine Reise durch Japan und machen jeweils bei den bekanntesten Orten für Keramik und Porzellan Station und erzählen etwas über die Herstellungsmethode und die Besonderheiten. Wer sich schon ein wenig mit japanischem Geschirr auskennt, hat die Namen: Arita Yaki, Seto Yaki und Mino Yaki vielleicht schon einmal gehört, denn sie gehören zu den verbreitetsten Stilrichtungen. Folgt uns nun auf der spannenden Reise durch die verschiedenen Provinzen Japans und entdeckt mit uns die einzigartigen Keramik und Porzellan-Stile:

  1. Yachimun aus Okinawa
  2. Satsuma Yaki aus Kagoshima
  3. Ryumonji Yaki aus Kagoshima
  4. Hasami Yaki aus Nagasaki
  5. Arita Yaki aus Saga
  6. Koishiwara Yaki aus Fukuoka
  7. Onta Yaki aus Kumamoto
  8. Tobe Yaki aus Ehime
  9. Bizen Yaki aus Okayama
  10. Tanba Yaki aus Hyogo
  11. Shigaraki Yaki aus Shiga
  12. Tokoname Yaki aus Aichi
  13. Seto Yaki aus Aichi
  14. Mino Yaki aus Gifu
  15. Kutani Yaki aus Ishikawa

Falls du auf der Suche nach ein paar neuen, handgefertigten Keramik- oder Porzellan-Stücken bist, empfehlen wir dir einmal in unserem Shop vorbei zu schauen. Einige der hier nachfolgenden Keramiken haben bieten wir nämlich auch zum Verkauf an. Aber jetzt gehts erstmal um die verschiedenen Keramik und Porzellan-Stile in Japan.

Traditionelle Porzellan & Keramik aus Japan

Einige, genau genommen 6 der Herstellungsmethoden reichen über 900 Jahre zurück und werden als die “traditionell, japanischen Methoden” angesehen. Dazu gehören: Seto Yaki, Shigara Yaki, Bizen Yaki, Tanba Yaki, Echizen Yaki und Tokoname Yaki. Andere Methoden wurden, dann etwa im 16. Jahrhundert unter dem Militärherrscher (jap. Shogun), Hideyoshi Toyotomi, aus Korea eingeführt. (Kurzer Exkurs: Toyotomi versuchte zweimal Korea zu besetzen, scheiterte aber wegen zwei starken Taifunen, die seine Flotte zerstörten) Zu dieser Zeit wurden viele koreanische Kunsthandwerksmeister nach Japan “eingeladen” (mit Nachdruck), um dort ihre Waren herzustellen. Aus diesen ursprünglich koreanischen Methoden entwickelten sich dann unter Anderem der Arita Yaki und Satsuma Yaki-Stil.

Geschirr aus Keramik und Porzellan

keramik geschirr
Was ist der Unterschied von japanischen Keramik und Porzellan?

Bevor wir auf die einzelnen Hersteller bzw. Herstellungsarten eingehen, wollen wir kurz den Unterschied zwischen Keramik und Porzellan erklären. Keramik besteht aus Tonerde und wird über einen längeren Zeitraum bei niedrigerer Temperatur gebrannt (800-1200 Grad). Im Gegensatz dazu wird Porzellan aus speziellen Steinen hergestellt. Diese Steine werden zunächst pulverisiert, danach mit Wasser zu einer festen Masse geknetet und in Form gebracht. Porzellan wir nur kurz, aber dafür sehr heiß gebrannt (1200-1400 Grad). Nach dem Brennvorgang besitzt Keramik eine raue Oberfläche (es bekommt erst durch die entsprechende Glasur eine glatte Oberfläche), während Porzellan auch ohne Glasur eher glatt ist. Auf Grund der Herstellungsweise ist Keramik meistens eher dicklich und Porzellan eher dünn und leicht. Es gibt aber einige Ausnahmen, wie zum Beispiel Tobe Yaki, ein dickliches Porzellan.

15 bekannte Herstellungsarten:

Yachimun aus Okinawa

yachimun keramik
Bunte Yachimun Teller

Okinawa ist die südlichste Präfektur Japans und hat eher tropisches Klima, weshalb viele Japaner zum Sommerurlaub dorthin fahren. Bei ausländischen Touristen ist Okinawa als Urlaubsreiseziel jedoch noch eher unbekannt. Die lokale Küche ist eine bunte Mischung aus chinesischen, taiwanesischen und japanischen Gerichten, die zusammen einen ganz eigenen Geschmack ergeben. Spezialitäten sind unter anderem Umibudou (Meerestrauben), Bittermelone oder auch die Nudelsuppe “Soki soba”. Die Suppenbasis wird wie Tonkotsu aus Schweinerippchen gekocht und mit Soba Nudeln (aus Buchweizen) gegessen.

sokisoba aus okinawa
Leckere Suppe aus Okinawa

Ursprung des Wortes Yachimun

Der Name Yachimun ist Okinawa-Dialekt und leitet sich von dem japanischen Wort Yakimono her, also übersetzt “gebrannte Dinge”. Yachimun Yaki wird meistens aus roter Tonerde geformt und dann gebrannt. Dann werden die Keramiken mit einem weißen Pulver bestäubt, durchlaufen einen zweiten Brennvorgang und werden schließlich mit farbigen Glasuren bemalt und ein letztes Mal gebrannt. Häufig verwendete Motive sind Kletterpflanzen, die für Kraft und positiver Lebensenergie stehen und Fische, die für Fruchtbarkeit stehen. In der Yachimun Provinz gibt es 19 verschiedene Hersteller, die diese traditionellen Keramiken produzieren.

Satsuma Yaki aus Kagoshima

shiro satsuma keramik
Weiße Keramik aus Kagoshima

Die Präfektur Kagoshima liegt am südlichsten Zipfel der Insel Kyushu und ist besonders für seine Sand-Onsen in Ibusuki, das Fleisch von schwarzen Schweinen und natürlich für Satsuma Yaki bekannt. Bis 1872 hieß diese Präfektur noch Satsuma (daher auch der Name) und wurde dann in Kagoshima umbenannt.

kuro satsuma Keramik
Kuro Satsuma

Die Satsuma Yaki werden in 2 Varianten unterteilt: das originale, schlichte Kuro-mon (schwarze Keramik) und aufwendig verzierte Shiro-mon (weiße Keramik). “Mon” ist Dialekt und steht für das japanische Wort “mono” (Dinge). Man begann erst im 19. Jahrhundert (nach der Landesöffnung) das weiße Shiro-mon herzustellen, um den westlichen Kunden zu gefallen. Aus diesem Grund tragen die Shiro-mon Keramiken sehr elaborierte, feine Bemalungen in gold oder auch mit diversen anderen Farben. Es wurde dadurch zu einem der Exportschlager der Meiji-Zeit.

Im Jahr 1867 wurde Shiro-mon auf einer internationalen Ausstellung in Paris gezeigt und gewann im durch die Japonismus Strömung, die zu dieser Zeit in Europa (besonders in Frankreich) herrschte, schnell an Beliebtheit. Es wurde unter dem Namen “Satsuma” in ganz Europa bekannt.

Ryumonji Yaki aus Kagoshima

ryumonji yaki keramik
Ryumonji Sakeflasche

Die andere bekannte Herstellungsart aus Kagoshima ist das Ryumonji Yaki. Es ist genau genommen eine Variation des Satsuma Yaki. Der große Unterschied ist die Art der Verzierung bzw. Glasur. Während Shiro-mon mit feinen Pinselstrichen bemalt wird und komplexe Muster trägt, werden die typischen grünen und braunen Glasuren beim Ryumonji Yaki auf die Keramiken gegossen. Dadurch entsteht bei jedem Stück ein einzigartiges Muster. Auf japanisch heißt es auch Sansai-nagashi, also “dreifarbig gießen”. Ein sehr bekanntes Produkt ist die “klack, klack”-Sakeflasche. Im Inneren der Flasche ist eine Kugel, die das klackernde Geräusch erzeugt, wenn die Flasche leer ist. Die Flasche wird neben Sake auch für Sojasoße verwendet.

Hasami Yaki aus Nagasaki

hakusan keramik teeset
Hasami Yaki Teeset

Von Kagoshima fahren wir weiter Richtung Norden durch die hügelige Landschaft, vorbei an kleinen Dörfern und Reisfeldern bis wir in Kumamoto ankommen. Von Kumamoto aus fahren wir mit dem Schiff an den Amakusa-Inseln vorbei nach Nagasaki. Mehr Informationen über Kumamoto haben wir für euch bei Station 7 zusammengefasst. In Nagasaki erwartet uns eine Stadt, mit einer langen Handelsgeschichte, die sich an die Hügel der Landschaft zu schmiegen scheint. Nagasaki diente bis zum Ende der Edo-Zeit (bis 1868) als Handelsstützpunkt für die niederländische Ostindien Kompanie. Für die Japaner war dies eine der wenigen Möglichkeiten zum Kontakt mit dem Ausland.

Ganz im Norden der Präfektur, direkt an der Grenze zur Saga Präfektur, liegt umringt von Bergen die kleine Stadt Hasami. Sie gilt auch als Porzellan Hotspot, denn jährlich kommen ca. 800.000 Touristen um sich die Stadt anzusehen. Allein im Frühling (April – März) zum Porzellanfest kommen etwa 300.000 Besucher und 30-40 % der arbeitenden Bevölkerung hat in der ein oder anderen Weise mit Porzellan zu tun.

Typische Eigenschaften von Hasami Yaki

Typisch für Hasami Yaki sind die indigoblauen Muster auf dem leichten, weißen Porzellan. Im Gegensatz zu anderen Porzellan-Stilen gibt es keine typischen Muster. Es zeichnet sich vielmehr durch die Vielfältigkeit der Motive aus, die sich von Jahr zu Jahr ändern. Dieses Porzellan ist besonders günstig und wird daher oft als Alltagsgeschirr verwendet. Die Japaner nennen es auch “o-uchi shokki” (Hausgeschirr).

Arita Yaki aus Saga

porzellan teeset
Arita Yaki

Nur wenige Kilometer nördlich von Hasami liegt die Stadt Arita, der nächste Stop auf unserer Reise. Arita liegt in der Präfektur Saga, die besonders für die jährlich im Herbst (Ende Oktober bis Anfang November) stattfindenden Events: das Heißluftballon Festival und das Karatsu Kunchi Matsuri (bei dem eine Berggottheit verehrt wird) bekannt ist.

heißluftballons in saga

Doch zurück zum Porzellan… Arita Yaki ist in gewisser Weise ähnlich zum Hasami Yaki, in punkto Farbgebung. Es zeichnet sich traditionell ebenfalls durch indigoblaue Bemalung (Gosu) auf weißem Grund aus und ist auch nicht auf bestimmte Motive festgelegt. Man kann jedoch an den Motiven erkennen, wann und von wem das Geschirr hergestellt wurde, da sie bestimmten Strömungen unterliegen. Besonders sticht die Kreation von des Künstlers Kakiemon heraus, der rote statt blauer Farbe für seine Schöpfungen verwendet. Diese neue Stilrichtung heißt “Akae”.

Arita Yaki wurde in früheren Zeiten von dem nahegelegenen Seehafen in Imari zu anderen Städten in Japan und ins Ausland verschifft. Es erhielt dadurch den Namen Imari Yaki, obwohl es natürlich ursprünglich nicht aus Imari stammte. Heutzutage hat sich aber der Begriff “Arita Yaki” durchgesetzt.

Koishiwara Yaki aus Fukuoka

weiße große teller aus keramik
Koishiwara Yaki aus Fukuoka

Von aus Arita folgen wir der Küstenlinie immer weiter Richtung Norden und gelangen in die Präfektur Fukuoka. Hier finden wir wunderschöne, fast mediterran anmutende Strände (in Ito-Shima) und alte Tempelanlagen in Dazaifu. Dort hat man das Gefühl noch das echte, nicht-touristische Japan erleben zu können. Alte Teehäuser aus dunklem Holz, Leute im Kimono und handgemachte Yaki-Mochi… eben so wie man sich das traditionelle Japan vorstellt. Die Stadt Fukuoka, genauer gesagt der Stadtteil Hakata ist natürlich auch für seine kräftigen Tonkotsu Ramen bekannt. Im benachbarten Stadtteil Nakasu gibt es sogar eine Straße direkt am Fluß, in der sich eine kleine Ramen-Bude (Yatai) an die andere reiht.

Koishiwara und Onta

Im ländlichen Fukuoka liegt die Hochebene mit dem Namen Koishiwara, die in alle Himmelsrichtungen von Bergen umringt ist. Dort finden wir den Geburtsort von Koishiwara Keramik. Es wird dort schon seit mehr als 350 Jahren hergestellt und war die Vorlage für das um 1700 entstandene Onta Yaki. Koishiwara Yaki wird aus dem lokalen beigen Ton gefertigt und zeichnet sich wie das Onta Yaki durch die gestrichelten Verzierungen aus. In der Gegend sind heutzutage 56 Herstellerbetriebe ansässig.

Onta Yaki aus Kumamoto

onta yaki keramik
Onta Yaki

Nicht weit entfernt von der Provinz Koishiwara grenzt die Präfektur Fukuoka an die Präfektur Kumamoto. Wir besuchen dort den Ort Onta, der namensgebend für das Onta Yaki ist. Es wird dort schon dem frühen 18. Jahrhundert produziert und ist Nahe mit dem Koishiwara Yaki aus Fukuoka verwandt. Die geografische Nähe der beiden Orte macht dies vermutlich offensichtlich. Die Besonderheiten von Onta Yaki sind das Grundmaterial aus grauer Tonerde und die enge Strichelung, die entweder in das Material gekerbt wird (Methode: Tobikanna) oder bei dem Aufbringen der Glasur mit einem Pinsel (Methode: Hakeme) erzielt wird. Heute gibt es noch 10 Handwerksbetriebe, die diese traditionelle Keramik herstellen und seit dem Jahr 1995 ist es auch als nationales Kulturerbe gelistet.

Tobe Yaki aus Ehime

tobeyaki sashimi platte
Kletterpflanzenmotiv

Nach unserer Station in Kumamoto fahren weiter zum Hafen von Beppu in der Präfektur Oita. Beppu ist übrigens das OnsenMekka. Also nehmen wir eine kurze Auszeit und entspannen im heißen Wasser, bevor wir an Bord gehen um mit dem Schiff nach Shikoku zu fahren. Shikoku ist die 4. Größte der japanischen Hauptinseln. Im Westen von Shikoku befindet sich die Präfektur Ehime; unser nächstes Reiseziel. Auf leeren Magen lässt es sich nicht so gut Neues entdecken, daher wollen wir die lokale Küche genießen und stehen vor der Wahl zwischen einer warmen Schale Udon oder einer Schale Taimeshi (Reis mit Meerbrasse in Sojasoße und Sesam). Egal wofür wir uns entscheiden, beides ist absolut köstlich!

tobe yaki kacheln
Tobe-Yaki Kacheln auf der Straße


Von der Präfekturhauptstadt Matsuyama fahren wir mit dem Auto aufs Land in die kleine Stadt Tobe. Hier finden wir das berühmte Tobe Yaki und zwar ÜBERALL. Ob als Pflastersteine auf der Straße, als Mosaik an den Wänden oder als Straßenschilder, so weit das Auge reicht, gibt es überall Tobe Yaki. Man sagt, dass jeder Haushalt in Tobe mindestens ein Stück dieses Porzellans besitzt.

Tobe Yaki – Das Streitgeschirr

Der Stein aus dem das Porzellan hergestellt wird, wird in dem nahegelegenen Steinbruch abgebaut und dann in der Stadt direkt weiter verarbeitet. Tobe Yaki zeichnet sich besonders durch seine Dickwandigkeit aus und wird daher von den Japanern auch liebevoll als “Streitgeschirr” bezeichnet. Typischerweise trägt es handbemalte Motive wie Kletterpflanzen, Nazuna-Blumen oder Mitsumon (die klassischen 3 Familienwappen auf einem Herren-Kimono) und folgt einer eher feminin-geschwungenen Pinselführung. Tobe Yaki wird meist mit indigoblauer Glasur bemalt, erhält bisweilen aber auch leuchtend rote oder türkise Details. In der Stadt gibt es zur Zeit über 100 Hersteller, die dieses Porzellan produzieren.

Bizen Yaki aus Okayama

bizen yaki keramik
Bizen Sake-Flasche

Wir machen uns wieder auf den Weg nach Norden und fahre die Shimanami Kaido Straße entlang, eine Straße, die mehrere kleinere Inseln zwischen Shikoku und Honshu miteinander verbindet. Die Landschaft an der wir vorbeikommen ist wirklich malerisch. Auf Honshu, der größten der japanischen Inseln angekommen, folgen wir der Küstenstraße weiter Richtung Okayama. Dort angekommen, gönnen wir uns erst einmal eine der lokalen Spezialitäten, ein Unagi-don, bevor wir uns den weitläufigen Okayama Gorakuen (Garten) anschauen. Er zählt zu den drei berühmtesten und schönsten Gartenanlagen Japans.

Im östlich der Stadt liegt die Bizen Region, in der schon seit der Heian-Zeit (etwa um 800) Keramik hergestellt wird. Bizen ist daher nach Tokoname (in der Präfektur Aichi) die zweitälteste der „sechs alten Brennöfenstätten Japans“ (Rokkoyō). Charakteristisch ist ihr dunkelroter bis brauner Farbton und die unregelmäßige Beschaffenheit der Oberfläche. Durch die lange Brenndauer von 10 Tagen in heißer Flamme (1200-1300 °C) werden diese Keramiken besonders stark und robust. Typische Produkte aus Bizen Yaki sind zum Beispiel Mörser, große Karaffen und Töpfe. Als Zentrum der Bizen-Keramik gilt die alte Stadt Inbe, die heute Teil von Bizen ist.

Tanba Yaki aus Hyogo

tanba yaki Keramik tasse
Tanba Teetasse

Von Bizen aus fahren wir weiter die Küste entlang in Richtung Himeji und erreichen nach kurzer Zeit die Präfektur Hyogo. Die größte und bekannteste Stadt der Präfektur dürfte wohl Kobe mit seinem internationalen Flair, dem Hafen und seinem großen Chinatown sein. Besonders beim Spaziergang durch die nördlichen Stadtviertel findet man viele Gebäude, die eher europäisch wirken und viele Restaurants, Bistros und Bäckereien, die Speisen aus Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland anbieten. Doch die Stadt ist natürlich auch namensgebend für das über die Staatsgrenzen hinaus berühmte “Kobe Wagyu”. Die Beschreibung Wagyu bekommen nur bestimmte, japanische Rinderrassen, die besonders viel Fett in ihr Muskelgewebe einlagern und somit besonders zartes, saftiges Fleisch bekommen.

wagyu - kobe beef

In den Bergen von Hyogo

Unser Ziel ist jedoch die kleine Stadt Tanba im Landesinneren, weshalb wir wieder ins Auto steigen und uns an die kurvigen Bergstraßen streng nach Norden halten. Nach etwas über einer Stunde Fahrt erreichen wir die kleine Stadt, die Heimat des Tanba Yaki ist. Keramik aus Tanba wird aus roter Tonerde hergestellt und mit einer weiß-gräulichen oder braunen Farbe glasiert. Ein typisches Motiv ist die Chrysantheme, die durch einkerben des Tons vor der Glasur entsteht. Auch die Bemalung mit Shrimps ist charakteristisch für Tanba Yaki.

Tanba schaut auf eine lange Tradition der Keramikherstellung zurück und gehört ebenfalls zu den 6 ältesten Brennerei-Orten Japans. Der offizielle Name ist eigentlich “Tanba tachikui Yaki”, doch die meisten Leute kürzen den Namen mit “Tanba Yaki” ab. Es gibt heute noch 60 Keramikhersteller in Tanba, die nach wie vor mit dem klassischen Herstellungsprozess produzieren. Jedes Jahr am 3. Wochenende im Oktober gibt es hier ein Keramik Festival, bei dem die Hersteller ihre Produkte präsentieren.

Shigaraki Yaki aus Shiga

tanuki aus keramik
Tanuki – Japanische Waschbären

Unsere Reise geht weiter durch die Berge vorbei an Flüssen, Bergen und Tälern direkt zum Biwako, dem größten Süßwassersee Japans. Dort machen wir kurz Rast und genießen von der 2016 gebauten Aussichtsplattform auf 1100 m Höhe die fantastische Aussicht über den See. Man gelangt dort am einfachsten mit der Seilbahn hin, die einen in diese luftige Höhe befördert.

Dann geht es weiter in die Präfektur Shiga. Den Großstadt-Rummel von Kyoto und Osaka sparen wir bei dieser Reise einmal aus und machen lieber einen Ausflug zur Ruine des Azuchi Schloss’ am Ufer des Biwako. Es wurde zur Zeit der Streitenden Reiche (spätes 16. Jahrhundert) von dem japanischen Reichseiniger Oda Nobunaga erbaut. Von dort geht es weiter in Richtung der Bucht von Ise bis wir zu dem kleinen Ort Shigaraki kommen.

Die 10.000 Tanuki von Shigaraki

Angekommen in Shigaraki erwarten uns der Anblick von 10.000 Tanuki (japanischer Marderhund) Figuren, die das bekannteste Produkt von Shigaraki Yaki sind. Die lokale Tonerde, ist sehr flexibel und dynamisch, so dass er sich für die Herstellung einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Produkten verwenden lässt. Obwohl Shigaraki Yaki heute für die Tanukis bekannt ist, blickt der Ort auf eine lange Geschichte der Keramikherstellung zurück, denn Shigaraki gehört ebenfalls zu den 6 ältesten Orten, in denen Keramik hergestellt wird. Natürlich wurden nicht immer Tanuki hergestellt, sondern hauptsächlich Alltagsgeschirr, wie Teetassen, Teller und Mörser. Es wird gesagt, dass frühe Shigaraki Produkte (im 8. Jahrhundert) von Bizen Yaki beeinflusst wurden, aber dass es auch schwer sei, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen.

Tokoname Yaki aus Aichi

keramik tasse aus Aichi
Tokoname Tassen

Genau auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Ise, direkt in der Nähe des Flughafens von Nagoya liegt der kleine Ort Tokoname. Dort wird ebenfalls wie in Shigaraki, Bizen und den anderen Städten seit vielen Jahrhunderten Keramik hergestellt. Das besondere in Tokoname ist die Art der Brennöfen. Seit der Meiji-Zeit (Ende des 19. Jahrhunderts) werden sie in einen Hang gebaut, so dass die Konvektion dafür genutzt werden kann, eine besonders hohe und gleichzeitig gleichmäßige Brenntemperatur aufrecht zu erhalten. In Tokoname gab es ehemals 60 solcher Brennofen-Anlagen, wovon eine, die in der Showa-Zeit erbaut wurde, die größte in ganz Japan ist.

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Sake-Krüge-Straße

Tokoname Yaki zeichnet sich durch seine rot-bräunliche bis beige Farbe aus und ist im Design eher geradlinig. Obwohl auch Teetassen und Unterteller hergestellt werden, ist Tokoname Yaki eher für größere Produkte, wie Töpfe oder Mörser bekannt.

Seto Yaki aus Aichi

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Porzellan aus Seto

Nach dem Besuch in Tokoname fahren wir weiter nach Norden durch die Präfektur Aichi. Die größte Stadt in Aichi ist Nagoya, welches auch eines der 3 großen Handels- und Produktionszentren Japans und Hauptstandort für Firmen wie Toyota ist. Doch neben der Industrie gibt es zum Beispiel auch Orte wie den Atsuta Schrein und das Schloss von Nagoya, welche auf jeden Fall einen Besuch Wert sind. In der lokalen Küche wird viel mit Miso gekocht, so dass sich Spezialitäten wie Miso Katsu (ein Schnitzel mit süßlicher Miso-soße) und Miso Udon besonders hervor tun.

Nördlich von Nagoya liegt Seto, der nächste Stop auf unserer Reise. Von Seto Yaki oder auch Seto-mono gibt es heutzutage zwei verschiedene Herstellungsweisen. Die erste ist die traditionelle Keramikherstellung, die zweite ist die modernere Porzellanherstellung. Die Hersteller von Seto Yaki waren die ersten von allen japanischen Betrieben, die Keramik glasiert haben. Man kann sie somit auch als Keramik-Pioniere bezeichnen. Das Keramik glasiert wird, hat sich dann später von Seto aus über ganz Japan verbreitet.

Mino Yaki aus Gifu

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Teetassen aus Gifu

Auf der Reise zu unserer nächsten Station in der Präfektur Gifu, fahren wir immer weiter ins Landesinnere, weg von der Großstadt und den Touristen. Spätestens jetzt sind wir nur noch umringt von Natur, Bergen und Japanern. Hier in den Bergen Gifus’ trifft man nun wirklich keine Ausländer bzw. Nicht-Japaner mehr. Man sollte hier entweder selbst der japanischen Sprache einigermaßen mächtig sein oder eine japanisch-sprechende Reisebegleitung dabei haben.

Es lohnt sich dennoch, denn in Takayama Sanmachi gibt es eine Straße, in der sich noch originale Holzhäuser aus der Edo-Zeit aneinander reihen. Wenn die Leute nicht, in moderner Kleidung herumlaufen würde, könnte man hier echt den Eindruck bekommen, dass sich in den letzten 200 Jahren nichts verändert hätte. Als lokale Spezialitäten gelten hier Yaki niku (gegrillte Fleischspieße), Steak und Dango (kleine Reisbällchen in einer süßen Soße).

Takayama aus japan

Seto und Mino

Mino Yaki ist nah verwandt mit Seto Yaki bzw. ist daraus entstanden. Einige Keramikmeister flohen in der Zeit der streitenden Reiche von Seto nach Mino und ließen sich dort nieder. Der lokale Daimyo (Fürst), Furata Oribe, stellte sie unter seinen Schutz und ließ eine neue Keramikvariation, Oribe Yaki, erstellen. Oribe Yaki aus Mino wurde als Geschirr für die Teezeremonie beliebt, aber seit der frühen Edo-Zeit (um 1600) lag der Fokus auf der Alltagstauglichkeit des Geschirrs.

Das heutige Mino Yaki ist sehr versatil und zeichnet sich durch keine besondere Eigenschaft aus. Es gibt keine besonderen Farben oder Motive, die Mino Yaki ausmachen und auch die Herstellungsweise ist nicht anders, als bei anderen Herstellern. Plump gesagt ist es Massenware. Rund 50% der in Japan verkauften Keramik stammt aus Mino. Es ist dennoch wichtig, denn da Mino Yaki solch eine hohe Verbreitung in Japan hat, wird man früher oder später zwangsläufig einmal eine Mino Yaki Tasse oder ähnliches in der Hand halten.

Kutani Yaki aus Ishikawa

kutani yaki aus ishikawa
Kutani Yaki

Nach einer langen Fahrt über die Bergstraßen des japanischen Hinterlands, erreichen wir das Ziel unserer langen Keramik-Reise, Kanazawa in der Präfektur Ishikawa. Kanazawa liegt am japanischen Meer und ist besonders für die hervorragenden Meeresfrüchte und Fischgerichte, wie zum Beispiel Kaisendon bekannt. Nach einem Besuch am Schloss von Kanazawa und einem Spaziergang durch die wundervollen Gartenanlagen des Kenrokuen, widmen wir uns dem Kutani Yaki.

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Winkekatzen aus Porzellan

Kutani Yaki ist anders als alles, was wir bisher kennengelernt haben. Es ist bunt und farbenfroh mit dynamischen Motiven bemalt und mit modernen Designs wie Skeletten oder Converse Schuhen versehen. Häufig verwendet man aber auch Landschafts- und Tiermotive. Es gibt auch immer wieder Kollaborationen mit bekannten japanischen Designern. Die charakteristischen Farben von Kutani Yaki sind: Rot, Gelb, Grün, Lila und Dunkelblau. Man nennt sie auch Kutani Gosai, also 5 Farben des Kutani. In Europa gewann Kutani Yaki nach der internationalen Handwerksausstellung in Wien (1873) an Bekanntheit und Beliebtheit. Speziell die Farbgebung weckte die Faszination der Ausstellungsbesucher.

Keramik als Exportprodukt

Die unterschiedlichen Japanische Keramiken und Porzellan sind heute auf der ganzen Welt verbreitet und erfreuen sich recht großer Beliebtheit, doch dies war nicht immer so. Diesen Umstand verdanken wir Keramikherstellern und Künstlern wie zum Beispiel Yanagi Soui, Bernhard Howell Leach, Kawai Kanjiro und Hamada Shoji, die Koishiwara und Onta Yaki auch außerhalb der japanischen Landesgrenzen zu Bekanntheit verholfen haben.

Updated: 17.11.2019 | Posted by Miriam

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